Nachhaltigkeit bei Dienstreisen: CO2-Grenzwerte in deutschen Unternehmen noch selten

Schon Ende dieses Jahres müssen erste Unternehmen im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsberichts die Emissionen ihrer Geschäftsreisen offenlegen. Neun von zehn Unternehmen bereiten sich bereits auf diese Berichterstattung vor. Dennoch spiegelt sich die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit bisher nur unzureichend in den Reiserichtlinien wider. Nur etwa ein Drittel der deutschen Unternehmen hat CO2-Grenzwerte für Dienstreisen eingeführt. Nicht einmal die Hälfte der Unternehmen empfiehlt die Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel. Dabei wünschen sich 41 Prozent der Mitarbeitenden, dass Reisebudgets entsprechend ihrer Umweltauswirkung bewertet und angepasst werden. Dies sind Ergebnisse der Umfrage „Chefsache Business Travel“, durchgeführt im Auftrag des Deutschen Reiseverbands (DRV).

Die gesetzliche Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung im Rahmen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) rückt Dienstreisen stärker in den Fokus von Unternehmen. Geschäftsreisen verursachen jährlich erhebliche Mengen an Treibhausgasen, die als Scope-3-Emissionen offengelegt werden müssen. „Unternehmen stehen in der Verantwortung, nachhaltiger zu handeln und die Emissionen ihrer Geschäftsreisen in den kommenden Jahren zu verringern“, sagt Markus Orth, Managing Director von Lufthansa City Center. Bereits heute halten viele Unternehmen ihre Mitarbeitenden dazu an, auf alternative Meetings wie Videokonferenzen umzusteigen. Besonders in der Dienstleistungsbranche (64 Prozent) und in der Industrie (63 Prozent) nutzen Mitarbeitende diese Möglichkeit. Im Handel wird hingegen noch mehr gereist, und nur etwa ein Drittel nutzt Alternativen zu persönlichen Treffen.

Auch konkrete Vorgaben für Geschäftsreisen, wie die Nutzung der Bahn statt des Flugzeugs, Übernachtungen in umweltzertifizierten Hotels oder Maßnahmen zur CO2-Kompensation, existieren bisher nur in vier von zehn Unternehmen. Darüber hinaus wünschen sich viele Dienstreisende ein CO2-Budget für Geschäftsreisen. 46 Prozent der Befragten würden eine solche Regelung in ihrem Unternehmen begrüßen. „Ein individuell zugeteiltes CO2-Budget kann ein Anreiz für die Auswahl umweltfreundlicher Reiseoptionen im Unternehmen sein“, erläutert Markus Orth.

Effizienzsteigerung bei Dienstreisen wird wichtiger

Sieben von zehn Befragten gehen davon aus, dass ein CO2-Budget oder die Einführung von Grenzwerten pro Geschäftsreise in Zukunft wichtiger wird, um Klimaziele zu erreichen. Bei der nachhaltigen Ausrichtung von Geschäftsreisen gibt es jedoch in vielen Unternehmen noch Verbesserungspotenzial.

So halten 74 Prozent der Befragten eine Flexibilisierung der Reiserichtlinien für notwendig, um eine individuellere und nachhaltigere Reiseplanung sicherzustellen. In der Geschäftsführung sind sogar 82 Prozent dieser Meinung. Sieben von zehn Befragten erwarten, dass die Digitalisierung und Automatisierung der Reiseplanung an Bedeutung gewinnen wird, beispielsweise durch die Hervorhebung der jeweils umweltfreundlichsten Alternative. Ebenso wichtig ist die Effizienzsteigerung bei Dienstreisen, etwa durch die Bündelung von Terminen in einer Region. Von den Geschäftsführern erwarten acht von zehn diese Veränderung. Im Vergleich zu allen Befragten (70 Prozent) erwarten zudem deutlich mehr Geschäftsführer (76 Prozent), dass die Kompensation von CO2-Emissionen insgesamt wichtiger wird.

„Nachhaltigen Dienstreisen kommt in mehrfacher Hinsicht eine große Bedeutung zu: Angesichts des steigenden Kostendrucks können Unternehmen dadurch Geld sparen, beispielsweise durch die Wahl des Transportmittels oder der Entscheidung für Economy Class statt Business Class. Gleichzeitig verbessern sie ihre Reputation und steigern ihre Attraktivität als Arbeitgeber. Wichtig ist, alle Mitarbeitenden entsprechend zu informieren und mitzunehmen. Dabei helfen transparente Kommunikation und Schulungen“, ist Markus Orth überzeugt.

Über die Kampagne „Chefsache Business Travel“

Chefsache Business Travel ist eine Initiative von Travel Management Companies im Deutschen Reiseverband (DRV). Sie hat das Ziel, Geschäftsreisen als strategisches Managementthema zu verankern und den Nutzen eines professionellen Geschäftsreisemanagements in Zusammenarbeit mit den Geschäftsreisebüros auf Entscheiderebene bekannter zu machen. Die DRV-Initiative Chefsache Business Travel wird von den Travel Management Companies ADAC Reisevertrieb, BCD Travel, DERPART Travel Service und Lufthansa City Center getragen.

Die Studien „Chefsache Business Travel“

Seit 2012 werden im Auftrag des Deutschen Reiseverbands (DRV) jährlich Geschäftsreisende befragt. Zuletzt haben 200 deutsche Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus den Bereichen Handel, Dienstleistung und Industrie, die jeweils mindestens eine Geschäftsreise pro Monat unternehmen, an der Online-Befragung teilgenommen.

Quelle: Umfrage: CO2-Grenzwerte für Dienstreisen in deutschen Unternehmen noch selten